2.schicht 2021

(Re)Produk­tion,Halle­(Saale) 2021 Under feminist construc­tion, Bochum 2021

Mein verschwommenes Bild der DDR-Zeit wird haptisch greifbar in einer Serie von drei Outfits „2.schicht“, die ich aus dem DDR-Material Dederon genäht habe. Die Kittelschürzen-Outfits beschäftigen sich mit dem Frauenbild zu DDR-Zeiten. Die Schürzen, welche zu DDR-Zeiten von nahezu jeder Frau während der Haus- und Lohnarbeit getragen wurden, sind Synonyme für weibliche Arbeit. In Kombination mit Arbeitshosen aus Dederon werden sie zum neuen Arbeitsoutfit, welches fluide Geschlechteridentitäten zulässt. Gleichzeitig verweist die Kleidung auf die Rückentwicklung in Bezug auf das Frauenbild nach der Wiedervereinigung und einen Blick in Richtung Arbeitsrealitäten in der DDR.
Auf den Oberflächen der Kleidungsstücke sind im Siebdruckverfahren verschiedene Formen und Motive gedruckt. Dort ist das typische florale Muster der Dederon-Schürzen brüchig geworden, hat Leerstellen und Knicke bekommen und ist in der Farbgebung immer monochromer geworden. Erinnerungen verschwinden, verändern sich. Was ist im kollektiven Gedächtnis der Nachwendegeneration, die das andere System nicht mehr erlebt hat, bestehen geblieben?
Ein zweites Motiv sind Abstraktionen von Plattenbauelementen. Das Prinzip einer massenindustriell angefertigten, effektiven Bauweise, um Wohnungsnot zu beseitigen, steht neben dem Verfall der historischen Innenstädte. Ein uniformiertes Prinzip der Wiederholung wird ausgetestet, kommt ins Wanken, aber zeigt auch seine Schönheit.
Immer wieder ins Bild schiebt sich das Motiv des geteilten Deutschlands. Verspielt und in bunten Farben werden hier Ost und West zueinander ins Verhältnis gesetzt. Die Beziehung wird ausgelotet, teilweise verdecken sich die beiden Landesumrisse oder kommen zusammen.