



The Pattern Show
THE PATTERN SHOW ist eine Kooperation zwischen Patterned collective, Pattern//select und Gylshen Muharemi, deren Ausgangspunkt das Muster ist. Hier trifft das Einzelstück rhythmisch, auditiv, visuell, sprachlich, lautlich und farblich auf sein größeres Umfeld. Als politische Metapher verstanden, wird aus dem Einzelnen ein Ganzes, ohne dass das Einzelne im Ganzen aufgeht. Zusammen sind sie eine Struktur, die sich auf unterschiedlichen Gründen auszudehnen beginnt. Die einzelne Form, der einzelne Ton setzt sich ins Verhältnis zum Kollektiv und zu dem Umfeld, in dem sie beginnen, aktiv zu werden. Patterned collective ist ein Künstlerinnenkollektiv aus Dresden. Pattern//select ist ein tape-Label aus Leipzig. Gylshen Muharemi ist Designerin und Schneiderin aus Leipzig.
THE PATTERN SHOW is a cooperation between pattern//select, patterned collective and Gylshen Muharemi. It’s starting point is the pattern. The single part of the pattern meets here its wider environment in rhytmic, auditiv, visual, linguistic, phonetic and colorful ways. Understood as a political metaphor, the single form transforms to an entire pattern, without dissolving in it. Together they form a structure that starts to expand on various grounds. The single form, the single note relates to the collective and to the environment in which it starts to be active. patterned collective is a collective of artists from Dresden. pattern//select is a tape Label from Leipzig. Gylshen Muharemi is a designer and tailor from Leipzig.
Grüße aus Dresden: Was tun wenn Rasissmus zum Mainstream zu werden droht?
Jede Innenstadt ist ein Ort um öffentlich Stellung zu beziehen, so auch das Zentrum Dresdens. Eine Gruppe von Menschen und Dingen war darum von Januar bis April 2016 montags zwischen Frauenkirche und Elbufer unterwegs. Es waren zwischen 14 und 18 Teilnehmer_innen, die sich vor der Kulisse der Altstadt zu der anhaltenden Demonstration von rechter Ideologie und Rassismus positionierten. Es war und ist nötig, aktive Umgangsweisen mit der unerträglichen Situation in Dresden zu finden, darüber ist sich die Gruppe einig. „Uns war klar, dass es nur in Begleitung Sinn ergibt an die Öffentlichkeit zu treten. Wir wollten nicht länger nur eins sein. Ich habe mir gewünscht mehr zu werden“, so Roulette Schnell. Die Begleiter_innen sind vergegenständlichte Wünsche, Probleme, Reflexionen und Schattenseiten der Personen. Einer der Beteiligten trägt einen Kiefernbalken, der so lang ist wie er selbst hoch; über einer weiteren schwebt ein gelber Mantel, scheinbar viel zu klein um ihn anzuziehen. „Die Vielheit zulassen erscheint uns als geeignetes Prinzip, um der Ausgrenzung von Fremdem entgegenzuwirken“, kommentiert Jakoba Becke. Die Begleitung bewährt sich auch im Fall von unerwarteten Fragen und schwer lösbaren Situationen auf der Straße. Dazu Franziska Schweif: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, befrage ich das galoppierende Pferd an meiner Seite.“ Die Gruppe ist in dieser Formation derzeit nicht mehr in der Innenstadt anzutreffen. Gemeinsam mit dem Fremden zu sein und dies auch in der Öffentlichkeit zu verhandeln, bleibt jedoch als Aufgabe dauerhaft bestehen.
Das Projekt wurde im Rahmen der Ausstellung „Pro oder Kontra“ im Volkspark in Halle(Saale) gezeigt.
„The New is coming soon“, sagte die Ruine im Gehen
Im Juni 2016 fuhren wir gemeinsam nach Wrocław, das früher einmal Breslau hieß und heute noch manchmal so genannt wird. Schriftzüge an Hausfassaden und das schwere Geschirr in Tadeuszs Wohnung flüstern von dieser Zeit vor 1945. Seit eben jener Zeit ist der „Zittauer Zipfel“ dreifaches Grenzgebiet: Deutschland grenzt an Polen, Polen an Tschechien und Tschechien an Deutschland. Im Oktober 2016 führte uns die Reise in diese Gegend. Thomas und Veronika gründeten dort nach „der Wende“ ein Wohnprojekt. Sie passieren die Grenzen nahezu täglich. Die Textilproduktion durchzieht die Grenze räumlich und zeitlich. Im ehemals sudetendeutschen Varnsdorf, das an einer mehrfach gekennzeichneten Stelle zum deutschen Großschönau wird, liegen die meisten Fabriken jedoch brach. Der gut 80-jährige Herr Heinl hat auf einem Stadtplan Nägel aufrecht angeklebt. In seiner Erzählung werden sie zu den Fabriktürme von einst. Unserer Erfahrung nach wird Erinnerung in diesen sprachlichen und räumlichen Randlagen offener und beginnt zu widersprechen. Sie hört auf einer linearen Erzählung zu gehorchen oder einem einseitig-nationalen Narrativ zu folgen. Wie lässt sich dieses Phänomen fassen und bearbeiten? Können wir die Traditionen und Erinnerungen nacherzählen ohne sie im Rückblick zu überhöhen? Kann persönlicher Zugang und gesellschaftlich-politischer Kontext zugleich hörbar und sichtbar sein? Wer kommt und was geht? In den (Dresdner) Diskurs um Erinnerungspolitiken wollen wir uns mit der Ausstellung einmischen. Beteiligte Künstler_innen: Anne Reiter, Franziska Goralski, Irène Mélix, Jacek Jasko, Jakoba Schönbrodt-Rühl, Lea Zepf, Martin Wiesinger, Sophie Linder, Theresa Schnell.