ost.west NAHT

ost.west NAHT

„ost.west NAHT“ untersucht einen Annäherungsprozess zwischen Ost und West und die textile Linie mit der die beiden Stoffe verbunden wurden. Ein Versuch freizulegen, zu verbinden, zu überwinden und miteinander ins Gespräch zu kommen. In einem textilen und audiovisuellen Projekt geht die Künstlerin Anne Reiter, die in Dresden geboren ist und seit einigen Jahren in Hamburg wohnt, Fragen rund um Identität und Erinnerungskultur nach. In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Vera Drebusch, dem Sounddesigner Jonas Schlimbach und fotografisch begleitet von Jáno Möckel werden in großformatigen Textilarbeiten, Fotografien und Soundcollagen verschiedene Fragen rund um das heutige Verständnis von „dem Osten und Westen“ gestellt. Es wird verknotet, verfitzt, mit Körpereinsatz und der Schwere des Materials gestaltet, verändert und aufgezeigt.

Die Grundlage für das Projekt waren Interviews mit sechs Personen verschiedenen Alters und Ost-West-Identitäten. Die entstandene Soundcollage stellt Fragen, tauscht Perspektiven aus, überlagert und verbindet.
Anh Tran: *1994 Dresden, Freie Journalistin in Köln
Joan Funnah: *1991 Dortmund, Kultur- und Medienmanagement-Studentin in Hamburg
Fabian Lehmann: *1986 Eberswalde, Journalist und Kulturwissenschaftler in Wittenberge und Hamburg
Nico Nolden: *1977 Hamburg, Historiker in Hamburg
Uwe Kaspereit: *1958 Bützow, Inhaber eines Eisen- und Haushaltswarengeschäfts in Hamburg
eine anonyme Stimme

„ost.west NAHT“ explores a process of rapprochement between East and West and the textile line with which the two fabrics were connected. An attempt to expose, connect, overcome and enter into conversation with each other. In a textile and audiovisual exhibition, the artist Anne Reiter, who was born in Dresden and has lived in Hamburg for several years, explores questions surrounding identity and the culture of memory. In collaboration with the artist Vera Drebusch, the sound designer Jonas Schlimbach and photographically accompanied by Jáno Möckel, the exhibition presents different perspectives around today‘s understanding of „the East and the West“ in large-scale textile works, photographs and sound collages. It is knotted, fiddled, designed, modified and shown with physical effort and the heaviness of the material.

Aktion 1: Grenzfitz
Grenzen überwinden, verbinden und sich entlangschlängeln
65 m langer textiler Faden, armdick breit, Kinderlatzhose nach Schnitt des VEB Spreewaldpuppe Kolkwitz und die alte DDR-Arbeitsjacke meines Vaters
Interventionen entlang der Elbe von Anne Reiter
Foto: Vera Drebusch

Aktion 2: Baustelle Erinnerungskultur
Geschichte gestalten, erinnern und umbauen
Gerüstschutznetz: 12,5mx10m, Arbeitsoveralls mit O-Ton Karten
Intervention auf dem Platz der deutschen Einheit Vera Drebusch und Anne Reiter
Foto: Jáno Möckel

Aktion 3: lebendige Begegnungsräume (in Zusammenarbeit mit Vera Drebusch)
mit Freude Gemeinsames und Unterschiedliches entdecken
BRD- und DDR-Kissen, Jogginganzüge Ost und West
Intervention in der Stadtteilschule in Mümmelmannsberg von Vera Drebusch und Anne Reiter
Foto: Jáno Möckel

Recherche zu weiblichen Heiligenfiguren

Recherchereise zu weiblichen Heiligenfiguren mit Lilli Döscher Theresa Schnell Irène Mélix

Auf den Spuren der Kümmernis (eine weibliche Heiligenfigur, die gekreuzigt mit Bart und langem Gewand dargestellt wurde. Nach der Legende sollte sie von ihrem Vater, einem heindnischen König zur Heirat gezwungen werden. Nach inständigen Gebeten gegen die Hochzeit, wuchs ihr ein Bart…) und der 3 Beten (eine weibliche christliche Dreiergruppe) bereisten wir Orte im Umland von München, um den Phänomenen hinter diesen Erzählungen und Figuren aufzuspüren. Entstanden ist eine fotografische Reihe, die Fragen nach Spiritualität, Erzählungen von Weiblichkeit und Genderfluidität stellt.

Foto: Irène Mélix
Performende: Lilli Döscher, Theresa Schnell und Anne Reiter

Ostkosmos

Ostkosmos mit Sophie Lindner

Kommentar der Künstlerinnen zur Ausstellung im Orbit, Hamburg: „Orange, Gelb, Rot, Blau“ ist unser Erinnern an die DDR, ein Nachbild abklingender Reize. Die Wende des Kostüms, Wiederaufbau der Frauenkirche, Rundschirmlaternen, Alltag mit Krankenschwestern und schroffe Landschaften – als Künstlerinnen und Nachwendegeneration wollen wir Geschichte wieder auffalten, anders legen, zärtlich sein wo es sonst hart wird. Wir sind 1990 und 1992 in Dresden und Jena geboren sowie aufgewachsen, in unseren Familien steckt DDR- und Transformationsgeschichte. Die wachsende Sichtbarkeit des Rechtsrucks im Osten, Gespräche und Brüche mit Verwandten und das Bemerken eines „nach wie vor Andersseins“ im Kontext von Ost & West, sind Auslöser unserer Zusammenkunft. Ostkosmos ist ein Projekt, welches seit 2020 besteht und zu einem Reiseformat geworden ist. Unsere Telefone flogen zwischen Hamburg und Leipzig, getroffen haben wir uns in Jena, Dresden und Eisenhüttenstadt.  Zu Zweit und mit dem Fotografen Tillmann Engel gingen wir an jenen Orten „dem Osten von Heute“ in seiner Untrennbarkeit zu Damals nach. Auf den Reisen begleiteten uns Requisiten und künstlerische Arbeiten, die in Wirkung und Nachwirkung unserer Gespräche entstanden. Wir nahmen Interviews mit Verwandten und Personen, die über den Osten sprechen wollten, auf.
Stand Heute ist eine Sammlung von Kostümen, Fotografien, Hüten, Fahnen, Planeten und O-Tönen. Es sind vermittelnde, weibliche Ost-Figuren geworden, die die Kosmossymbolik und textilen Metaphern der DDR in sich aufgenommen haben. Sie sollen helfen, nach der Transformation Ostdeutschlands zu fragen, ambivalent zu bleiben. Was sehen wir im Osten? Was wurde im immer noch andauernden Transformationsprozess versäumt? Was können wir noch aufholen, wen können wir abholen? Wo sind Gespinste und wo sind Erinnerungen vom Winde verweht? Die ausgestellten Arbeiten zeigen unsere Aufenthalte in Jena und Dresden, einen Hauch unserer biografischen Bezüge zur DDR und der Nachwende-Zeit. Diese Ausstellung ist ein Angebot zum Sprechen und Verhandeln zwischen den Generationen sowie zwischen Ost & West.

„Aus welchem Stoff ist die deutsche Einheit?“ 2021

Aus welchem Stoff ist die deutsche Einheit? mit Sophie Lindner

Stoffe und Stofflichkeit verbinden und trennen.

Die Hamburger Künstlerin Anne Reiter bearbeitet mit handwerklichen Techniken wie Weben, Knüpfen und Siebdrucken Möglichkeiten von Erinnerungskulturen. Gemeinsam mit der Leipziger Künstlerin Sophie Lindner, welche die Pop-Kultur des Ostens mit dem Motiv des Planeten Saturn erforscht, hat ein Siebdruck Workshop in der Innenstadt Hamburgs Haltungen zu Ost und West erfragt.
Die Künstlerinnen sind Beide im Osten geboren und aufgewachsen. Als „Nachwendegeneration“ fühlen sie sich mit verantwortlich über den Stand der deutschen Einheit zu sprechen. Wo steht deutsch-deutsche Geschichte heute? Kann Erinnerungskultur verstofflicht werden und individuelle Bilder entstehen?
Passant:innen und Interessierte waren eingeladen mit den Künstlerinnen Ambivalenzen in Ost- und Westperspektiven zu verhandeln. Mit einem Konvolut an Motiven konnten die Teilnehmer:innen des Workshops Stoffe bedrucken, ihre Haltungen befragen und im zweiten Schritt in körpernahe Textilien verwandeln. Halstuch, Pioniertuch, Stola. Die Textilien konnten anschließend von den Teilnehmer:innen mitgenommen werden, sich im Privaten wie im Öffentlichen als zärtliche Gesten in oft verhärteten gesellschaftlichen Diskursen verteilen.

Der Siebdruckworkshop fand im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg statt und wurde gefördert vom Kultursommer Hamburg .

Fotograf: Tillmann Engel

Something to go to 2021

Something to go to mit Xiyu Tomorrwo und Vanessa Hartmann

Im September 2021 verwandelten die bildenden Künstlerinnen Anne Reiter und Xiyu Tomorrow die Lübecker Altstadt in eine wandelnde Open-Air Galerie! Durch künstlerische Interventionen untersuchten sie mit den Besucher*innen und Passant*innen der Stadt, wie zwischenmenschliches Zusammenkommen nach der Pandemie aussehen kann: Kann ein gemeinsames Tun im öffentlichen Raum die Leerstellen des „Social Distancing“ füllen und Menschen in Kontakt bringen?
Nach eineinhalb Jahren „Stay-At-Home“ trugen die beiden Künstlerinnen textile und zeichnerische Arbeiten in den öffentlichen Stadtraum. Als Special Guest luden sie die Zeichnerin Vanessa Hartmann ein. Gemeinsam ist ihnen die Verhandlung und Bespielung des öffentlichen Raums als weibliche Kulturschaffende, was im besonderen Gegensatz zu den genutzten Techniken steht, die oft mit dem Geheimen, Privaten und Häuslichen in Verbindung stehen. Die Künstlerinnen arbeiteten im öffentlichen Raum, stellten in ihren Arbeiten gegenseitige Bezüge und Zitate her und verwoben so den Stadtraum zu einem dichten visuellen Gewebe. Als Begleitprogramm gab es an drei Abenden Pop-up Künstlerinnengespräche mit der Kunsthistorikerin Darya Yakubovich.

mehr Bilder zum Projekt: https://somethingtogoto.tumblr.com/

Das Projekt wurde gefördert vom Kulturfunke*

Fotograf:Vedad Divović

Textile Raumnahme 2021

Textile Raumnahme mit My Schweer

Mit dem zweiten Teil der Ausstellungsreihe „Textile Raumnahme“ nahmen die Künstler_innen My Schweer und Anne Reiter vom 18.06.-06.08.2021 den halböffentliche Raum des Westwerks in Leipzig ein.
In ihren Arbeiten thematisieren sie Geschlechterstereotype in Bezug auf Arbeit, gesellschaftliche Fragestellungen im Intuitiven und verschiedene Formen der Raumnahme und Stellungnahme.
In einer neu entstandenen Gemeinschaftsarbeit führen die Beiden ihre künstlerischen Fragestellungen zusammen und erweitern diese. Auf einer amorphen Gerüststruktur, die aus Tetraedern und Oktaedern besteht, kommen in den Motiven Fragen nach den Sehgewohnheiten von Geschlecht auf. An anderen Stellen treffen intuitiv die beiden Motivwelten aufeinander, kreuzen sich und bilden neue Farben und Formen.
„Textile Raumnahme“ ermöglicht einen narrativen Raum, der das Taktile mit seinem Kontext verwebt und Raum für Diskussionen öffnet.

Die Ausstellung wurde von der Gastspielförderung der Kulturstiftung Sachsen

Textile Raumnahme mit My Schweer 2020/2021

Ausstellung Geh8, Dresden 2020 Ausstellung Westwerk, Leipzig 2021

Textile Raumnahme mit My Schweer

In der Ausstellungsreihe „Textile Raumnahme“ wurden die beiden textilen Positionen von My Schweer und Anne Reiter zusammen gebracht. Beide beschäftigen sich in ihren großformatigen, farbigen Arbeiten mit Fragestellungen zu Textil und Geschlecht. Die sieben Jaquard-Gewebe „Ornamente der Lebendigkeit“ von My Schweer variieren in ihrer Größe zwischen 120×120–310 cm. Die farbintensiven, ornamentalen Arbeiten untersuchen gesellschaftliche Normen, die die Menschen in ein binäres System (männlich/weiblich) einteilen. Ihr variables Gewebe zeigt den Widerspruch zwischen binären, heteronormativen Normen und lebendigen, queeren Realitäten auf. Schweers Muster bringen eine Metamorphose und Vielschichtigkeit zum Ausdruck, die Handlungsspielräume offenbaren und diese Geschlechter-Normen durchbrechen. Anne Reiter thematisiert in ihren Arbeit (600×750cm) genderspezifische Hierarchien zwischen angewandter und freier Kunst. Die textilen Techniken, die im Material selbst und durch die Motivwahl dargestellt werden, fordern ihren Stellenwert ein. Die großformatigen Banner befragen textile Mythen und ihre Genderkonstruktionen, gängige Narrationen vom männlichen Geniemythos und weisen auf eine unterrepräsentierte feministische Geschichte hin. In dem die Siebdrucke den öffentlichen Raum bespielen, fordern sie die Wertschätzung des Textilen und die Auseinandersetzung mit der Hierarchisierung entlang der Kategorie Geschlecht ein. Während Reiters Arbeiten offenlegen wie ein Medium über die Verknüpfung mit Weiblichkeit systematisch abgewertet wurde und nun die selbstbewusste Aneignung eben dieses Mediums als empowernden Moment feiert, fordern die in Bewegung gekommenen Arbeiten von Schweer die Abschaffung der binären Geschlechterordnung, wodurch letztlich auch die Zuschreibung des Textilen als feminine Tätigkeit hinfällig würde und sich als feministische Praxis erweist. Über die Überschneidungen der beiden Arbeiten hinaus, entwickelten die beiden Künstler_innen sowohl im Geh8 in Dresden als auch im Westwerk in Leipzig neue Arbeiten, die sowohl formale als auch inhaltliche Überschneidungen von den Einzelpositionen aufgreifen und in neue Fragestellungen umwandeln und erweitern.



Textile Raumnahme- ornamentale Strukturumwandlung mit Freya Schweer 2020

Textile Raumnahme mit My Schweer

Nicht nur durch ihre Größe bespielen die freihängenden textilen Bilder von Anne Reiter und My Schweer ihren Umraum, besonders durch ihre Farbintensität in Kombination mit der Präzision in der Formensprache nehmen sie den Raum ein und beanspruchen die Aufmerksamkeit für die in ihnen bearbeiteten Inhalte. Strukturumwandlungen sind auf den großen Formaten visuell erlebbar. Die künstlerischen Positionen von Freya Schweer und Anne Reiter setzen sich mit dem emanzipatorischen Potential von textilen Techniken auseinander. In ihrer künstlerischen Forschung setzen sie Ornamentik auf unterschiedliche Arten ein, um Statements gegen normative und hegemoniale Strukturen zu erschaffen und diese aufzubrechen und Veränderungen anzustoßen. Textil wird zur Protestform und zum Verhandlungsfeld von Gender.

Reiters Siebdruck-Arbeiten überschreiben dominante patriarchale Strukturen. Durch feministische Perspektiven und geschichtliche Reflexionen wird ein marginalisiertes Medium strategisch angeeignet und emanzipatorisch besetzt.

Schweers Jaquard-Webereien widersetzen sich Denkmustern, die durch die Vorstellung zweier gegensätzlicher Kategorien geprägt sind und bieten durch ihre Vielschichtigkeit und Metamorphosen einen Ausweg aus gewaltvollen binären Gender-Normen.

Textile Raumnahme, ornamentale Strukturumwandlung ist eine feministische Intervention mittels textiler Praktik. In dieser Ausstellung setzen Reiter und Schweer ihre Arbeiten zueinander in Bezug, wodurch sowohl auf ästhetischer als auch auf inhaltlicher Ebene ein neues Spannungsfeld entsteht. Die großformatigen Siebdrucke mit ihrer teils figurativen Symbolik interagieren mit den ornamentalen Metamorphosen in den Jaquardgeweben und werfen Fragen nach Identität und gesellschaftlichen Normen auf.

Die Ausstellung fand im Geh8 Kunstraum in Dresden statt.

Masterarbeit 2020

Masterheft (praktische Arbeit) Masterthesis (theoretische Arbeit)